Samstag, 25. Oktober 2008

Schon ueber einen Monat in Honduras!

Also, erstmal sorry, dass ich schon wieder so lang nicht geschrieben habe… Eigentlich waere letzten Montag mein letzter Post gewesen, aber nachdem ich ca. 40 Minuten geschrieben hatte und gerade absenden wollte, ist mal wieder alles abgestuerzt.
Naja. Deswegen also erst jetzt wieder.

Ich hab gehoert, in Honduras sollen gerade schwerste Unwetter sein bzw. gewesen sein, von wegen Flutwellen, zehntausende Menschen, die fliehen mussten, Stuerme usw.
Auf jeden Fall geht’s mir super und wir haben hier von allem nichts mitbekommen. Ich scheine in einer der wenigen Regionen von Honduras zu wohnen, die verschont geblieben sind.
Und wenn ich es nicht aus Deutschland geschrieben bekommen haette, haette ich noch nicht mal etwas von irgendeinem Unwetter gewusst.
Also: Keine Sorge!

Ich werde diesen Post mal etwas strukturieren und mit Ueberschriften versehen, damit alles etwas uebersichtlicher bleibt, ich glaube, es wird naemlich viel…

Los geht’s mit:


LAS SONRISAS DE LOS NINOS

Nach wie vor bin ich absolut zufrieden in meinem Projekt. So langsam lerne ich die Kinder immer besser kennen (und lieben!) und weiss schon “Ok, Levin weint sowieso staendig” oder “Jeffrey wird es mir nicht leicht machen, ihn dazu zu bewegen auch andere Kinder auf die Schaukel zu lassen” oder “Veronica liebt es, auf den Arm genommen zu werden oder auf meinem Schoss zu sitzen”. Es ist einfach schoen, Beziehungen zu den Kindern aufzubauen und zu wissen, wie jedes einzelne so tickt…
Ueberrascht bin ich immer wieder, wie viele Geschwister dort sind. Es gibt allein schon dreimal 5 Geschwister im Projekt (was dann schon mehr als ein Drittel aller Kinder ausmacht) und auch ansonsten gibt es fast kein Kind, das ohne Schwester oder Bruder kommt. Ich fange aber mittlerweile an, einigermassen durchzublicken, wer zu wem gehoert ;).
Eine andere Sache ist das Alter der Eltern bzw. Muetter hier. Mit meinen 20 Jahren waere es fuer honduranische Verhaeltnisse normal, mindestens schon 2 Kinder zu haben.
Zum Beispiel arbeitet Blanca (19) als Angestellte mit im Projekt (insgesamt arbeiten dort 4 honduranische Frauen, die kochen, putzen etc.), die schon einen 4-jaehrigen und einen 1-jaehrigen Sohn hat. Sie selbst kann gerade so lesen und schreiben…
Apropos Alter, haeufig wissen weder Kinder noch Eltern genau, wie alt die Kinder genau sind.
Meine Arbeit an sich macht zwar Spass und die Kinder sind natuerlich immer noch super suess, aber es ist schon ein langer Tag.
Von 8 bis 16 Uhr ohne Pause (ok, beim Mittagessen haben wir ein bisschen Ruhe…) mindestens 30 Kinder um einen herum.
Es ist teilweise echt anstrengend, z.B. wenn beim Basteln keines der Kinder warten kann, bis man fertig damit ist, einem anderen Kind zu helfen.
“No puedo hacer todo en el mismo tiempo” (=”Ich kann nicht alles zur gleichen Zeit machen”) ist wohl einer der Saetze, die ich im Projekt am haeufigsten benutze ;).
Kinder sind zwar wahrscheinlich ueberall auf der Welt fordernd, aber hier merkt man einfach, wie schlecht bzw. nicht vorhanden die Erziehung ist. Wir machen uns dies natuerlich zur Aufgabe, und es ist erstaunlich, welche Verbesserungen auch zu beobachten sind. Damit meine ich vor allem respektvollen Umgang miteinander. Zum Beispiel dass man fragt, statt dem anderen Kind einfach den Stift wegzunehmen. Dass man generell Sachen (Stifte, das grosse Springseil, die UNO-Karten,…) auch teilen kann. Dass man nicht einfach mal aus Lust und Laune den Hunden, die im Projekt herumlaufen, einen Tritt verpasst. Dass es Woerter wie “Bitte” und “Danke” gibt.
Da muss ich auch immer grinsen: Wenn ich z.B. einem Kind etwas gegeben habe und frage “Como se dice?” (=”Wie sagt man?”), ich “Danke” erwarte und sie “Bitte” sagen, weil “Bitte” eben normalerweise die Standardantwort auf unser “Como se dice?” ist.
Bastelzeit hatte ich ja oben schonmal erwaehnt, tja, das ist sowieso so eine der Herausforderungen. Ca. von halb 10 bis halb 11 wird gebastelt und es ist gar nicht so leicht fuer Lisa und mich uns JEDEN Tag etwas Neues auszudenken. Generell waere es vielleicht kein grosses Problem, aber die Kinder sind alle in unterschiedlichem Alter und die Kleinen koennen einfach noch viel zu wenig selbst machen, so dass unsere Bastelideen wirklich einfach sein muessen, sofern wir ihnen nicht ALLES machen wollen; das waere schliesslich nicht der Sinn der Sache.
Aber bis jetzt ist uns doch jeden Tag noch irgendetwas eingefallen und heute (Donnerstag) war mal wieder ein besonderes Highlight (Tueten aus Papier, von den Kindern angemalt, an die mit einer Schnur ein Knopf befestigt ist, der dann mit etwas Geschick mit der Tuete aufgefangen werden soll).
Seit drei Tagen haben wir auch eine neue Nachmittags-Activity. Es hat zum Glueck mal nicht mehr sooo viel geregnet in den letzten Tagen, das heisst wir konnten mit den Kindern zu einem kleinen Bach zum Baden gehen. Das ist echt lustig und eine schoene Abwechslung, alle Kinder und wir Freiwilligen natuerlich auch waren schnell von oben bis untern nass (mit Klamotten) und sandig und wir haben ca. eine Stunde im Wasser herumgetobt.
Es hat super viel Spass gemacht, ganz im Gegensatz zu dem restlichen Wasser, das wir in den letzten beiden Wochen in Form von Regen “erleiden” mussten und welches das Projekt in eine einzige Schlammgrube verwandelt hat. Zumal unser kleines Haus im Projekt wirklich nicht dazu gemacht ist, dass dort 30-40 spielende Kinder und 10 Erwachsene Platz haben…
Meine “Mathe-Stunden” scheinen sich uebrigens zu etablieren, die Kinder sind absolut heiss darauf und es ist toll, dass z.B. Devora, mit der ich mit Zahlen schreiben angefangen habe, mittlerweile einfache Plus-Aufgaben selbststaendig und fehlerfrei rechnet. Ich muss mich wirklich schon bemuehen, irgendwann zu sagen, dass wir am naechsten Tag weitermachen. Ansonsten wuerde ich stundenlang mit den Kindern rechnen, was einfach viel zu anstrengend fuer mich waere, weil wie gesagt alle Kinder gleichzeitig meine ungeteilte Aufmerksamkeit wollen.
Noch eine letzte Sache zum Projekt, die diese Woche ein bisschen frustrierend war. Obwohl wir schon dafuer sorgen, dass die Kinder bei uns mehr oder weniger alles bekommen, was sie brauchen, mussten wir feststellen, dass eine der Muetter ihre 5 Kinder dazu bringt, Sachen (meistens Nahrungsmittel, aber auch Kleidung) vom Projekt zu stehlen.
Abgesehen davon muessen wir sogar generell jeden Abend Schaukeln und alles, was nicht hundertprozentig irgendwo verankert ist, abmontieren und wegschliessen, weil es sonst geklaut werden wuerde…

Also, das war’s endlich erstmal vom Projekt! Respekt, wenn ihr noch nicht aufgegeben habt, zu lesen; es geht weiter mit:


IM DSCHUNGEL

Am Mittwoch bin ich nach der Arbeit spontan mit Tyler, Hanne und Anneke zu einem Fluss gelaufen. Es war gar nicht weit weg und schon waren wir mitten im dichten Dschungel. Barfuss sind wir ueber die Steine und Felsen durch’s Wasser geklettert, alles um uns herum gruen und einfach wunderwunderschoen! Lianen, Palmen, unzaehlige verschiedene andere Pflanzen,… das muesstet ihr wirklich mal sehen, so eine Kulisse kann in Deutschland kein noch so tolles Erlebnisbad nachmachen ;).

EIN ABEND IN EL CACAO

Ja, das war die Woche davor am Mittwoch, eigentlich wollten wir nach El Cacao (wir wohnen ausserhalb, bis in den Ort sind es ca. 2 km) laufen, um uns in einer Bar das Fussballspiel Jamaica – Honduras anzugucken. Im stroemenden (!) Regen kamen wir an und leider hatten beide Bars keinen Fernseher. Auch sonst koennt ihr euch eine Bar hier auf dem Land nicht so vorstellen, wie “normalerweise” eine Bar aussieht. Es gleicht eher einem halb offenen Rohbau, Bier wird zwar verkauft, aber nur mit Glueck sind genug Plastikstuehle da.
Der Abend war trotzdem sehr lustig, wir haben Billard gespielt und nass bis auf die Haut zu sein macht uns eh nicht mehr viel aus.
Das einzige Traurige war, dass bei der Aktion meine FlipFlops drauf gegangen sind: Auf dem Rueckweg bin ich so tief im Schlamm stecken geblieben, dass ich so fest ziehen musste, dass einer meiner geliebten bequemen NIKE-FlipFlops kaputt gegangen ist.
Den Rest des Weges also barfuss durch die Dunkelheit, ueber Steine und durch Matsch, jippie! Naja, mit Keksen, Milch, Schokolade und Erdnussbutter wird alles wieder gut! =)
Achso, Honduras hatte diesmal leider verloren…


MEIN LETZTES WOCHENENDE

war generell ziemlich spontan. Freitagabend hatten wir eine kleine Party bei uns auf der Terrasse, wobei die einzigen Gaeste Paco (der grosszuegige Honduraner vom Fussballspiel in San Pedro Sula) und sein Cousin waren. Trotzdem waren wir ewig lang auf und am Samstag, nachdem wir um 1 aufgestanden sind, hab ich nichts gemacht ausser das Haus gekehrt (was bitter noetig war!) und mich fuer die HHK-Volunteer-Party am Abend fertig zu machen.
HHK heisst Helping Honduras Kids und ist eine Organisation, bei der 6 der 10 Freiwilligen aus unserem Haus arbeiten.
Wir von Las Sonrisas de los Ninos waren trotzdem auch eingeladen und in La Ceiba gab’s lecker Essen in einem schoenen Restaurant, gesponsort von HHK.
Danach hat es sich sogar ergeben, dass ein Hotelzimmer reserviert worden war fuer die, die Probleme haben, nachts noch heim zu kommen. Und es IST wirklich immer ein Problem, bei Dunkelheit in die Stadt oder zurueck zu kommen, denn dann koennen wir nicht trampen, was tagsueber der gaengige Weg ist, um von A nach B zu kommen (nie allein, keine Angst!). Taxi zu teuer, Bus ist nachts auch schwierig…
Also sind wir spontan zu sechst in Ceiba geblieben und hatten ein Zimmer in DEM Luxushotel schlechthin. Eine weitere Nacht waren wir wach, inklusive Bar-Besuch, Baleadas essen auf der Strasse morgens um 4 und den Hotelpool testen morgens um halb 6.
Trotzdem mussten wir die Chance noch nutzen, ausnahmsweise mal ordentliche Betten zu haben und haben dann wieder bis 1 geschlafen, bevor wir zurueck nach El Cacao getrampt sind (eigentlich sagen wir mittlerweile “hitchen” und nicht “trampen”, weil wir hier mit so vielen Amerikanern sind und auf Englisch trampen to hitchhike heisst, also nicht wundern, wenn ich in Zukunft “hitchen” schreibe…).
Sonntag ist dann die 10. Freiwillige in unser Haus gezogen, ich glaube dann gehe ich mal ueber zur naechsten Ueberschrift


MEIN LEBEN IM VOLUNTEER-HAUS

Also wir sind wirklich ueberfuellt! Das zweite Freiwilligenhaus ist immer noch nicht fertig (aber bald) und Hanne (21, Schweiz) muss im Esszimmer schlafen…
Mir gefaellt es nach wie vor, mit vielen Leuten zusammen zu wohnen, aber einige Dinge sind natuerlich doch anstrengend mit der Zeit. Zum Beispiel haben wir nur 2 Herdplatten und da kann es schonmal sein, dass man hungrig eine ganze Weile warten muss, bis man kochen kann.
Meistens koche ich mit Ennie (19, Deutschland), wir haben schon richtig leckere Sachen gemacht, z.B. Tortillas mit Hackfleisch-Zwiebeln-Paprika-Tomate-Zucchini-Pfanne :)
Platzprobleme gibt es auch bei der Waesche. Es reicht ja schon, alles mit der Hand waschen zu muessen (erstens super anstrengend, zweitens weiss man nie, wie sauber es ist bzw. es wird niemals so sauber wie mit Waschmaschine), aber dann ist es echt nervig, wenn alle Waescheleinen restlos ueberfuellt sind und man nicht weiss, wo man sein Zeug aufhaengen soll.
Oder, woran man auch gemerkt hat, dass wir hier zu viele sind, ist die Tatsache, dass wir bis gestern noch nicht mal genug Stuehle fuer alle hatten.
Oder wenn sich 5 Maedels ein Bad teilen, kann man eben auch nicht immer duschen, wenn man gerade Lust hat.
Ein Riesenproblem ist das aber nicht, es verlassen naemlich nicht alle gleichzeitig das Haus und man kommt auch zu unterschiedlichen Zeiten zurueck (die HHK Volunteers muessen alle weniger arbeiten…).
Joa, also Privatsphaere gibt’s keine; alles was mir “gehoert” ist mein Bett, der halbe Meter daneben, ein Regalbrett und so ein Aufhaengeteil von IKEA.
Aber wie gesagt, noch fuehl ich mich total wohl, zumal es auch niemanden im Haus gibt, der mir total auf die Nerven geht oder so.
Ausserdem wird sich dieser ueberfuellte Zustand ja auch bald aendern, wahrscheinlich ziehen Tyler (Kanada), Hanne (Schweiz) und Cheyenne (USA) aus, dann sind wir nur noch 7 hier.

Weitere Mitbewohner sind uebrigens tausende Ameisen, die wirklich ueberall im Haus sind, ausserdem ein paar Geckos, draussen Hunde, Kroeten und Huehner und generell ueberall Muecken und Moskitos (es ist echt nervig, staendig juckt irgendein Stich und man kann sich kaum zwingen, nicht zu kratzen, hoffentlich komme ich nicht mit total vernarbten Beinen nach Hause...).

Mein Alltag im Haus ist wenig spektakulaer. Meistens sitzt man einfach nur mit den anderen am Tisch und redet, oder man kocht und isst, oder man macht seine eigenen Sachen (duschen, Waesche waschen, aufraeumen,…), man liest, spielt Karten, liegt in der Haengematte,…
Leider bin ich noch ziemlich undiszipliniert und nach der Arbeit oft zu wenig motiviert; wenn ich es schaffen wuerde, wuerde ich gerne noch regelmaessiges Spanischlernen sowie Gitarrenunterricht (Ben, 18, USA, koennte es mir beibringen) unterbringen.
Dafuer war ich wenigstens schon ein paar mal mit Anneke und Mary (wohnt nicht in unserem Haus) joggen (immer im Regen bisher)!


Puh, also das war wirklich ein langer Post, aber da ich ihn diesmal zuhause auf Nathans Laptop geschrieben und per USB-Stick ins Internet-Café transportiert habe, musste ich wenigstens keine Angst haben, dass wieder alles verschwindet.

Ich hoffe, ich habe euch nicht gelangweilt… also all die, die bis hierher gelesen haben, scheinen sich wirklich dafuer zu interessieren, wie es mir hier geht und was ich so mache, was mich natuerlich sehr freut!!!

Sorry an dieser Stelle aber auch nochmal dafuer, dass ich kaum eMails persoenlich beantworten kann, weil ich einfach wirklich wenig Zeit im Internet habe und wenn ich schon mal in der Stadt bin, muss ich gucken, meine Einkaeufe zu erledigen, um nicht zu verhungern ;)

Also , Schluss jetzt!
1000 Gruesse und Kuesse aus Honduras von eurer Teresita :-*

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

huuuuui das war mal wirklich lang ;-) aber eine angenehme abwechslung zu meinem grammar book in dem ich bis morgen noch einiges zu tun habe...
liebste grüße und nen kuss aus trier

Anonym hat gesagt…

Hey Theresa,
bin ich froh, dass es dir so gut geht. Hab mir anfangs ja echt Gedanken gemacht, aber jetzt scheint ja alles gut zu sein. Man vermisst euch Twins allerdings sehr hier. :-) Mach schön weiter so. Genieß die Zeit in Honduras.
Kussi :-*

Anonym hat gesagt…

hola senorita!!!! mich hats mal wieder auf deine seite verschlagen und um ehrlich zu sein ... woooooowwwww man is das viel ey ;) haha habs aber trotzdem gelesen! hehe hört sich echt nach nem abenteuer an! und wie so vieles in leben hat wahrscheinlich auch der trip gutes und .. naja fast gutes ;) ... meine 2 wochen ferien sind leider um .. achso die tests sind alle gut gelaufen ... joa und heude hatte ich wieder den ersten tag in der schule! naja läuft also ... ich wünsch dir aufjeeeedenfall noch viel spaaß und lass dich nich unterkriegen (machste ja sowiesonich =) ) also ciao ciao, markus

Anonym hat gesagt…

Hello Theresa.
It was really nice to see the picture of you and all the children. It was difficult to read your blog, but I understood some words. It seems that you have really good times, but I suppose it is very different from Germany. I hope you still will enjoy your trip. Please send my regards to Linda and mum and dad. Love you:) Hug from Inger-Lise